Toni wird ein „Jungfuchs“

Anton Preußner wechselt aus der Rhumetaler Talentschmiede an die Spree.

In der letzten Woche ging für Anton Preußner, der aktuell noch als C-Jugendhandballer bei der HSG Rhumetal aktiv ist, ein großer Traum in Erfüllung: Das 14-jährige Ausnahmetalent aus Gillersheim wird ab der kommenden Saison auf das Handballinternat der Füchse Berlin wechseln und in der C-Jugendmannschaft der Hauptstädter auf Torejagd gehen. Ein gravierender Schritt für den Vierzehnjährigen, denn seine neue Handballheimat zählt weltweit zu den besten Ausbildungsstätten für Handballtalente: Die Handballer des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin (SLZB) gewannen Ende Mai das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ und qualifizierten sich damit zum fünften Mal in Folge für die Schul-WM (bisherige Bilanz: einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze).

Ein erster Kontakt zwischen dem Talent aus dem Rhumetal und den Verantwortlichen des Serien-Jugendmeisters aus der Bundeshauptstadt kam am Rande des Silvestercups Anfang Januar 2019 zustande. Ausschlaggebend für das Interesse der Füchse an dem großgewachsenen Linkshänder war in erster Linie der Umstand, dass Anton als Spieler des Jahrgangs 2005 in die Niedersachsen-Auswahl der 2004er-Jungen berufen wurde. Auch in seinem Heimatverein, der HSG Rhumetal, zählt Preußner zu den absoluten Leistungsträgern: Im Trikot seines Teams erzielte Anton in der vergangenen Landesligasaison im Schnitt mehr als zehn Tore pro Spiel.

Am offiziellen Sichtungstag der Füchse Anfang Februar konnte Anton aus familiären Gründen nicht teilnehmen, stattdessen durfte er sein Talent nur wenige Tage später bei einem zweitägigen Probetraining im vereinseigenen Trainingszentrum „Füchse Town“ unter Beweis stellen. „Das Training mit der B-Jugend der Füchse unter der Leitung von Bob Hanning war schon sehr beeindruckend. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und habe zwei interessante Tage in Berlin verbracht“, erinnert sich der Noch-Rhumetaler an das erste Zusammentreffen mit seinen zukünftigen Weggefährten. Das Ergebnis dieser Leistungsüberprüfung: Anton solle seine Trainingsintensität noch einmal erhöhen, für Rumpfstabilität sorgen und im November wieder kommen … für den jungen Handballcrack eine etwas ernüchternde Aussage, die sich allerdings durch den Umstand erklärt, dass in Berlin üblicherweise die intensive Leistungsförderung erst in der B-Jugend beginnt.

Anfang Mai nahm die Sache in Sachen Vereinswechsel zu einem Bundesligisten dann richtig Fahrt auf. Anton spielte mit der Auswahlmannschaft des niedersächsischen Landessieger, dem Northeimer Gymnasium Corvinianum, beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin. Seine dort gezeigten Leistungen machten auch andere Vereine aufmerksam. Neben der Offerte der Berliner gab es plötzlich auch ein Angebot aus Magdeburg. In der Elbestadt hat ja bekanntlich der Ex-Rhumetaler Torhüter Lukas Diedrich seine sportliche Heimat gefunden und es mittlerweile zu 29 Einsätzen in den Auswahlmannschaften des Deutschen Handballbundes geschafft hat. Zudem ist er als A-Jugendlicher seit einiger Zeit eine feste Größe im Drittligateam des SC Magdeburg.

Um die beiden sportlichen Angebote miteinander vergleichen zu können, nahm Preußner auch das Angebot aus Magdeburg zum Probetraining wahr. Nur einen Tag später veränderte sich die Sachlage entscheidend. Angesichts der drohenden Konkurrenz aus Magdeburg schufen die Füchse schnell Tatsachen. Das ursprüngliche Angebot für einen Internatsplatz ab der Saison 2020/21 wurde in die Einladung zu einem sofortigen Wechsel mit der festen Zusage für einen Internatsplatz im Leistungssportzentrum umgewandelt. Die letzte Hürde „Sportmedizinische Untersuchung“ war indes keine – Antons Leistungswerte fielen bemerkenswert gut aus. Anfang Juni gab es dann auch die endgültige Zusage, dass Anton ab den 15. Juli Wahlberliner sein wird. „Ich freue mich auf die Möglichkeit, ambitioniert Handball bei einem der besten Vereine der Welt zu spielen. Ich hoffe, dass ich die Chance, die sich mir bietet, nutzen kann!“, ist Anton von seinem neuen Umfeld schon jetzt begeistert. „Allerdings habe ich auch etwas Wehmut bei dem Gedanken, meine Familie und Mitspieler im Verein zu verlassen!“

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet HSG-C-Jugendtrainer Mathias Zänger die Entwicklung. Gedanken über ein vorzeitiges Scheitern macht sich Preußners Handball-Ziehvater indes nicht. „Anton ist in jeder Beziehung gut geerdet. Er ist selbstkritisch und hat den Drang, sich immer wieder zu verbessern“, weiß der HSG-Coach von den Vorzügen seines Musterschülers. „Er ist sich darüber im Klaren, dass er hier eine große Chance geboten bekommt, in handballerische Bereiche vorzudringen, die nur wenige erreichen. Dazu bedarf es Motivation, Fleiß, Ehrgeiz und natürlich auch des nötigen Quentchen Glück.“

Natürlich ist sich Zänger der Schwächung seiner eigenen C-Jugend voll bewusst. „Einen Spieler wie Anton kann man nicht von heute auf morgen ersetzen. Allerdings haben sich seine Mannschaftskollegen im letzten Jahr allesamt sehr positiv entwickelt. Wir haben auch ohne ihn das Potenzial, um in der Oberliga gut zu bestehen. Zudem bietet sich jetzt für einige andere Spieler die Chance, um sich mehr in den Vordergrund zu spielen“, sieht der Coach auch durchaus positive Aspekte für sein Team. „Wir haben in einer sehr kurzen Zeitspanne die Landesliga-Relegation sehr erfolgreich gespielt und uns dann im ersten Anlauf für die Oberliga qualifiziert. Und die Jungs waren sich immer darüber im Klaren, dass uns der junge Mann in der kommenden Saison nicht zur Verfügung stehen würde!“ Weiterhin verweist Zänger nicht ohne  Stolz auf die Tatsache, dass die HSG Rhumetal zum wiederholten Male so gute Jungs ausgebildet hat, die sich später in der „großen Welt des Handballs“ behaupten. Das bemerkenswerte an diesem Wechsel ist, dass sich diesmal einer der großen Clubs aktiv um den Wechsel bemüht haben …

So kennt man ihn: Der wurfgewaltige Linkshänder (Bildmitte) setzt zum Sprungwurf an. In der vergangenen Landesliga-Spielzeit erzielte er für sein Team, die C-Jugend der HSG Rhumetal, im Schnitt mehr als zehn Tore pro Spiel.    Foto: Anna Schaper

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