Saisonvorbereitung der etwas anderen Art

Es ist Samstagnacht, ungefähr 2 Uhr. Im Gillersheimer Forst schläft alles tief und fest. Vor allem die Männer von HSG Rhumetals zweiter Herren schlummern wohlverdient im Land der Träume. Sie hatten tagsüber alles gegeben, waren gemeinsam bis an ihr Limit gegangen und durften sich nun wohlverdient erholen. Emsig gehen ein paar nachtaktive Tiere ihrem Treiben nach, der Fuchs, die Wildschweine, vielleicht ein Uhu oder eine Eule. Ansonsten herrscht nächtliche Stille unter sternenklarem Himmel. Doch leider schläft genau zu diesem Zeitpunkt mindestens einer zu viel…

Denn plötzlich gellt ein ohrenbetäubender Ruf durch den Forst: „WOOOO IST MEINEEEE FLAAAGGEEEEEEE!!!! WIIIIINKLEEEEEER!!!“ Und wenn dieser Ruf nicht bereits alles geweckt hat, was im Umkreis von einem Kilometer Ohren hat, dann spätestens die Trillerpfeiffe die kurz darauf schrill durch den Wald tönt: „Männer, aufstehen, die Flagge wurde geklaut! Los, hopp, alle Mann aufstehen, antreten!“

Kurz darauf verfolgt die zweite Herren laufend den Fahnendieb. Die warme Luft dieser herrlichen Sommernacht streift dabei wohlig an ihnen vorbei und manch einer denkt sich: „Mensch, so ein Nachtlauf, das könnte man öfters machen.“ Aber im Endeffekt haben alle nur das Bestreben diese vermaledeite Flagge zu finden und sich endlich wieder aufs Ohr hauen zu können. Nach 3 Kilometern finden sie die Flagge, vom Dieb fehlt jede Spur. So geht es wieder zurück zum Lager, um die heißgeliebte Flagge zu präsentieren. Und um als Strafe für die Unaufmerksamkeit bei deren Bewachen direkt noch ein paar Liegestütze zu machen.

Und wer von euch, liebe Fans, nun nicht schon mindestens drei dicke Fragezeichen auf der Stirn stehen hat, der sollte sich eindeutig Gedanken über seine eigenen Toleranzgrenzen machen, denn genau, es stellen sich Fragen, wie

  1. Was macht die zweite Herren Samstagnacht im Gillersheimer Forst?
  2. Was treibt die zweite Herren überhaupt da im Gillersheimer Forst?
  3. Und wer ist der Typ mit dem Flaggenproblem?

Wir gehen ein paar Stunden zurück und schaffen Klarheit in kurzer Berichtform:

Samstag, 08.07.2023, 08:00 Uhr: Treffen an der Gillersheimer Festhalle. Dort warten Trainer Muckel Co-Trainer Achim und Ausbilder Thomas auf uns. Sie haben sich zum Start unserer Vorbereitung etwas ganz besonderes ausgedacht. Wir haben natürlich überhaupt keine Ahnung, was auf uns zukommt. Das sieht man vor allem an Stecki, der in Flamingo-Badehosen und Schlappen aufläuft. Nach kurzer Einweisung und Einteilung in zwei Gruppen marschieren wir in Richtung Felberhütte, mitten im Gillersheimer Forst, los. Mit dabei: Unser Gepäck, also Wechsel- und Sportklamotten, Isomatte, Schlafsack, div. Kleinkram und nicht zu vergessen, denn ohne wäre es leichtsinnig bei diesem Wetter, ein 20-Liter Wasserkanister.

09:20 Uhr: Ankunft an der Felberhütte. Gepäckcheck, Aufbauen der Zelte. Ausbilder Thomas teilt für jeden eine Einmannpackung, kurz EPA, aus. Diese soll uns für den Tag stärken. Wir essen gemeinsam, danach wird Feuerholz gesammelt. Es wird recht schnell deutlich, dass Ausbilder Thomas eine große, ja fast krankhafte, Zuneigung zu einer Warsteiner-Deutschlandflagge hegt, die an seinem Hosenbund hängt. Jeder, der sich besagter Flagge auch nur annähert, wird erbarmungslos zusammengebrüllt.

12:00 Uhr: Ankunft an der Schmedingshütte. Den Anwesenden wird die Orientierung im Gelände beigebracht, d.h. die Nutzung von Kompass, Karte und Skizzenanfertigung. Wir lernen die Doppelschrittzahl zu nutzen. Das Thermometer steht inzwischen auf 32 °C.

13:20 Uhr: Start vom Orientierungsmarsch: Wiederum in zwei Gruppen geht es von Station zu Station, quer und vor allem oft auch querfeldein durch den Wald. An den einzelnen Stationen hängen immer wieder neue Aufträge, um das vorher Gelernte zu nutzen und zur nächsten Station zu finden. Das Wetter ist großartig, die Sonne lacht und brennt, heitere Stimmung herrscht, alle haben Bock. Das mit der Orientierung im Gelände klappt zu Beginn noch nicht so optimal, naja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

20:30 Uhr: Ankunft zurück bei der Schmedingshütte. Die Anstrengungen des Tages sind bereits deutlich auf den Gesichtern der zweiten Herren zu sehen. Beide Gruppen haben ihre Aufgaben bravourös gemeistert, Wald und Wetter getrotzt, alle haben vorbildlich mitgezogen und sich somit auch das Lob von Achim, Muckel und Ausbilder Thomas redlich verdient. Manch einer schaut sich seine Beine an und denkt nun, dass wahrscheinlich doch eine lange Hose unter dem Stichwort Outdoor-Bekleidung auf der Packliste gemeint war. Hohes Gras, Brennesseln, Dornen und Zecken gehören im Unterholz eben einfach dazu.

21:00 Uhr: Ankunft zurück bei der Felberhütte. Es gibt ein gemeinsames EPA-Abendessen mit Bierchen, Geschichten und Witzen. Es werden Feuerwachen eingeteilt, die einerseits das Feuer, noch viel wichtiger aber, Thomas‘ Flagge bewachen sollen, die vorne an der Hütte angebracht wurde. So sitzen immer zwei Mann für zwei Stunden am Feuer und passen auf.

01:53 Uhr: Der Gillersheimer Forst darf die wahre Lautstärke von Thomas‘ langjährig geschulter Ausbilderstimme am eigenen Leibe erfahren: „WOOOO IST MEINEEEE FLAAAGGEEEEEEE!!!! WIIIIINKLEEEEEER!!! BRAAAAAAANDT!!!!“. Die Feuerwache war leider eingeschlafen. Das bemerkenswerte: Ohne zu murren stehen wir auf, ziehen uns unsere Sportklamotten an und laufen los, dem Flaggendieb hinterher. Dieser hat im Stile von Hensel und Gretel Knicklichter auf der Flucht verloren, die uns den Weg weisen. Feiner Zug von ihm.

Als wir zurückkommen, fragt Thomas: „Warum hat das denn so lange gedauert, meine Herren?“ „Zweite Herren, ich korrigiere“, entgegnet Byrge, denn ja, genau das sind wir, die zweite Herren und zwar mit Stolz. Nach den Liegestützen übernehmen die nächsten zwei Männer die Feuerwache und passen dieses Mal etwas besser auf die Flagge auf.

Sonntag, 09.07.2023, 06:30 Uhr: Aufstehen, Frühsport, Feldwäsche mit Hilfe des von uns in weiser Voraussicht mitgebrachten Wassers in den 20L-Kanistern. Anschließend gibt es EPA-Frühstück, es wird abgebaut und aufgeräumt und manch einer von uns vermisst den Forst und die bis zu diesem Zeitpunkt erlebten Abenteuer jetzt schon.

09:00 Uhr: Marsch mit Gepäck wieder Richtung Gillersheim, Thomas, Muckel und Achim gehen vorneweg, wir in Zweierreihen hinterher. Zwischendurch auch mal im Laufschritt, zum Glück haben wir eine große Holzkiste voller Wasserflaschen dabei, die wir abwechselnd zu zweit tragen dürfen. Und ihr müsst verstehen, liebe Fans, es ist inzwischen wirklich eine Ehre für dieses tolle Team diese Aufgabe zu übernehmen.

Auf halber Strecke erwischen wir den Flaggendieb auf der Waldstraße liegend. Nach kurzer Diagnose (übermäßige Trunkenheit) wird dieser auf die sich ebenfalls in der Holzkiste befindende Trage gepackt. Gut, dass wir die zufällig dabei hatten. Der Marsch geht weiter, nun tragen zwei die Holzkiste mit Wasser und die anderen acht den gar nicht leichten Besoffski. Nicht nur die Trage ächzt unter dieser Belastung, es sind inzwischen wieder 34 Grad.

11:00 Uhr: Ankunft in Achims Garten. Begrüßung der wackeren Truppe mit Bier, kalter Dusche und Swimming Pool. Die Zeltbahnen werden gereinigt, wir sprechen über das Erlebte und dürfen uns nach diesen intensiven eineinhalb Tagen einfach mal wieder etwas sacken lassen.

Das Highlight: Ausbilder Thomas überreicht uns feierlich seine Flagge. Sie soll uns von nun an stets begleiten, uns Erfolg bringen und uns an dieses so überragend ausgeklügelte und vorbereitete Wochenende erinnern. An ein Wochenende an dem wir als Mannschaft zusammengewachsen sind, ohne Ausnahme alles gegeben, viel gelernt und als Team so manches geschafft haben. Genau zu diesem Zeitpunkt entstand auch unser neuer Kampfspruch. Wir brennen darauf ich euch bei unserem nächsten Spiel präsentieren zu können!

Genau so, treue Fans, startet man in eine Meistersaison. Zwei Mal war es der zweite Platz, diese Saison soll der erste Platz her. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, doch wenn diese Saison mit so harter Arbeit wie an diesem Wochenende auf und neben dem Platz geführt wird, soll es dieses Mal etwas werden!

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal herzlichst bei Muckel und Achim für die überragende Idee für dieses Wochenende, bei Ausbilder Thomas für die Ausarbeitung, Begleitung, für die Flaggentick-Showeinlagen, die Verpflegung, die Zelte und noch so vieles mehr. Der Dank geht natürlich auch an den Flaggendieb Daniel, der ebenfalls viel Einsatz gezeigt hat, vor allem nachts, um 2 Uhr, als er uns zeigte, wie schön ein nächtlicher Lauf durch den Wald sein kann.

Und wir, liebe Fans, sehen uns dann bald in der Halle!

Eure zweite Herren der HSG Rhumetal

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