Falke geht fremd!

Jan-Niklas Falkenhain spielt für Italien!

Es gibt viele Möglichkeiten, um sich die Corona-bedingte Handballpause etwas unterhaltsamer zu gestalten. Auf eine ganz besondere Möglichkeit, sich die unerwartet überbordende Freizeit „ohne Handball“ etwas unterhaltsamer zu gestalten, ist unser Spielmacher Jan-Niklas Falkenhain gestoßen. Er tritt momentan als „Team Italien“ bei der Tischfußball-EM 2020 an, die von der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) quasi als Ersatz für die ins Jahr 2021 verschobene Fußball-EM ausgetragen wird.

Doch wie kam es dazu? Geboren wurde das Ganze als Idee einiger Sportredakteure in den Redaktionsräumen der HNA in Kassel. Spontan wurde beschlossen, dass die EM anstelle auf dem grünen Rasen nun eben am Kickertisch entschieden werden sollte. Nach einem Aufruf in der Lokalpresse gab es mehr als genügend Bewerbungen um einen Platz im Teilnehmerfeld – und mit etwas Glück hatte „Falke“, wie er in Handballer-Kreisen genannt wird, den Zuschlag für eines der Teams bekommen. Eigentlich hatte er sich als Allrounder für Europa beworben. Dass es dann ausgerechnet Italien geworden ist, freute ihn umso mehr. Auch cool, wie er seine Bewerbung für Italien begründet hat: „In meiner Kindheit verbrachte ich einige Urlaube am Gardasee. Dort stellte ich unter anderem fest, dass Männer auch Andrea heißen können. Rom kenne ich von meiner Seminarfahrt und Dan Browns Buch ,Illuminati‘. Ich denke, das sind stichhaltige Gründe, warum ich für die „Squadra Azzurra“ an den Start gehen muss.“

Eigentlich war es der Plan der UEFA, Europas Fußball-Dachverband, das Turnier quer über den Kontinent verteilt mit 24 Mannschaften in zwölf Spielorten auszutragen. Dann kam die Corona-Pandemie – und das Turnier wurde auf 2021 verschoben. Aber getreu dem Motto „Dann machen wir eben unsere eigene EM!“ wird auf Initiative der HNA die Tischfußball-Europameisterschaft 2020 aktuell in Kassel initiiert. Mit 24 Spielern, die ihre jeweilige Nation vertreten – oder eben eine gewisse Verbindung zu der Nation haben, die sie vertreten. Spielort ist ein Redaktionsraum im sechsten Stock des HNA-Verlagsgebäudes in Kassel. Logisch, dass dabei peinlich genau auf die Corona-Schutzbestimmungen geachtet wird: Die Partien werden darum nur als Einzel ausgetragen – mit einer Plexiglas-Trennscheibe zwischen den Gegnern. Ein hochkarätig besetztes Teilnehmerfeld aus berufenen Spielern und freien Bewerbern garantierte Hochspannung von Anfang an.

Gespielt wird das Turnier getreu des Original-EM-Spielplans bis zum Tag des Finales am 12. Juli. Auch in punkto Gruppen-Einteilungen und Spieltage orientiert man sich an den Vorgaben der „großen“ Europameisterschaft. Ausgelost wurden die Teilnehmer-Länder Island, Irland, Israel und Kosovo, die sich über die Playoffs noch hätten qualifizieren können.

Jan-Niklas Falkenhain

Dem Spielplan zufolge trat „Falke“ als Gruppenfavorit Italien in der Vorrunden-Gruppe A gegen die Türkei, die Schweiz und Wales an. Ihm wurde sogar die große Ehre zuteil, das Auftaktspiel gegen die Türkei zu bestreiten. Die HNA schreibt zum Spielverlauf der ersten Partie: „Wie solche Eröffnungsspiele eben oft sind: Es begann abwartend. Die Türkei ging schließlich 1:0 in Führung. Doch das Blatt wendete sich schnell. Auf einmal stand es 3:1 für Italien. … Falkenhain dagegen beschrieb sich als fingerfertig, mit einem starken zentralen Mittelfeld und einem Hang zum Trashtalk. Zumindest Letzteres brachte ihm aber nichts, da Ablenkung verboten ist. Dafür zeigt sich das zentrale Mittelfeld in Topform. Und das Spiel nahm langsam Fahrt auf. Zwei schnelle Treffer brachten Italien das 5:1 und damit auch den ersten Satz ein. Eine Vorentscheidung? Dieses Mal schon. Denn der zweite von maximal drei Durchgängen wurde zu einer eindeutigen Angelegenheit. 5:0 für Italien. Der perfekte Start ins Turnier ist geglückt. … In dieser Form sind die Italiener ein ernstzunehmender Kandidat auf den Titel. Und dazu als Turniermannschaft schon in einer bestechenden Frühform. Das macht Sorgen.“

Auch im zweiten Spiel hatte Falkenhain wenig Mühe: Der Geheimfavorit Schweiz musste beim klaren 1:5, 1:5 reichlich Lehrgeld zahlen. Zitat HNA: „Die Italiener, gelenkt von Jan-Niklas Falkenhain, feiern den nächsten klaren Erfolg. Gegen Peter Stohlers Schweiz hat der Northeimer alles im Griff und nach zwei Partien erst drei Gegentore kassiert.“

Im letzten Gruppenspiel ging es für Italien gegen die auf dem grünen Rasen sonst so oft unbequemen Waliser. Am Kickertisch war die Begegnung jedoch eine eindeutige Angelegenheit. Die HNA schrieb zu der Partie: „Italien – Wales 5:0, 5:0. Eine Machtdemonstration der Italiener. Jan-Niklas Falkenhain feierte seinen dritten Sieg im dritten Spiel. Für Wayne Thomas und Wales ist dagegen das Aus nach drei Niederlagen besiegelt.“

Mit drei klaren Siegen machte „Falke“ nicht nur den Einzug in das Achtelfinale perfekt, er zählt inzwischen auch zum erlauchten Kreis der EM-Mitfavoriten. Auch der nächste Gegner Ukraine – in Person von HNA-Sportredakteur Max Bülau – hatte in der Runde der letzten 16 Mannschaften gegen Italien keine Chance. In der HNA liest sich das so: „Die Favoriten setzen sich durch. Italien – Ukraine 5:2, 5:2. Veranstalter-Drama, erster Teil. Sportredakteur Max Bülau für die Ukraine war gegen Italien ohne Chance, schwankte zudem zwischen Fairnesspreis und schlechter Verlierer. Bei 1:3 im ersten Satz spielte Bülau den Ball zu Jan-Niklas Falkenhains Italien zurück, dem die Kugel beim Anstoß versprungen war. Nach der glatten Niederlage, bei der Italien mit seiner Mittelreihe glänzte, schimpfte Bülau scherzhaft: „Der kann’s nur mit der Mitte.“ Falkenhain konterte gelassen: „Den Sturm habe ich ja nicht gebraucht.“

Mit dem Zweisatzsieg gegen die Ukraine hat sich „Falke‘s Italien“ als erstes Team für das Viertelfinale qualifiziert. Dort wartet mit Finnland, dem Sieger der Vorrundengruppe B, allerdings ein äußerst spielstarker Gegner auf die „Squadra Azzurra“. Die Nordländer hatten im Achtelfinale beim 3:5, 5:2, 5:3 gegen Portugal zwar mehr Mühe als es ihnen lieb war, gelten aber dennoch als einer der Topfavoriten auf den EM-Titel. Der 54jährige Ralf Geisel aus Frielenhausen, der für Finnland an den Start geht, hat als Vereinsspieler des TFC Village Soccer TOB die Favoritenbürde klar auf seiner Seite. Aber bekanntlich ist Italien eine ausgesprochene Turniermannschaft und damit zu großen Leistungen fähig – wie besonders die Deutschen mehrfach aus leidvoller WM-Erfahrung wissen …

Es ist logisch, dass die gesamte HSG-Fangemeinde ihrem „Falke“ am Freitagabend ganz fest die Daumen drückt und auf den Einzug der Italiener in das Halbfinale hoffen. Auch auf die Gefahr hin, dass „Falke“ demnächst seinen Spitznamen ändert und fortan nur noch „The Italian Falcon“ genannt werden möchte …

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://hsg-rhumetal.de/falke-geht-fremd/