Erste Jugend-Mannschaftsspielgemeinschaft (JMSG) in Südniedersachsen geht an den Start

HSG Plesse-Hardenberg und HSG Rhumetal
betreten handballerisches Neuland

 

2015-0813 JMSG Plesse-rhumetal

v.l.: Dietmar Böning- Grebe ( HSG Plesse- Hardenberg), Matthias Wuttke, Frank Scheidemann ( HSG Rhumetal)

Auch die Verantwortlichen des Handball-Verband Niedersachsen (HVN) tragen dem demografischen Wandel Rechnung: Angesichts der in den letzten Jahren stetig schwindenden Zahl an Mannschaftsmeldungen im Jugendbereich beschreiten Niedersachsens Handballer neue Wege. Mit Beginn der kommenden Handballsaison gestattet es der Verband seinen Vereinen, Spielgemeinschaften einzugehen, die sich lediglich auf einzelne Jugendmannschaften beschränken. Als erste Teams aus dem Einzugsgebiet der Handball-Region Südniedersachsen haben sich nun die HSG Plesse-Hardenberg und die HSG Rhumetal zu einem solchen Schritt entschlossen. Die männlichen A-Jugendlichen beider Vereine werden in der Mitte September beginnenden Handballsaison als „Jugend-Mannschaftsspielgemeinschaft (JMSG) Plesse-Rhumetal“ in der Landesliga Braunschweig an den Start gehen.

Allerdings fehlt es vielen Vereinsverantwortlichen bei der Maßnahme des Verbandes an der allerletzten Konsequenz: „Die Bildung von Mannschaftsspielgemeinschaften im Jugendbereich ist nur bis auf Landesliga-Ebene gestattet. Gern hätten wir gesehen, dass solche JMSG‘s auch für die Jugend-Oberligen zugelassen werden“, bedauern Frank Scheidemann und Dietmar Böning-Grebe, die Jugendkoordinatoren von Rhumetal und Plesse-Hardenberg, die noch fehlende konsequente Umsetzung. „Aber wir sehen den Beschluss als ersten Schritt hin zu einer weiteren Flexibilisierung. Aus unserer Sicht bieten diese Mannschaftsspielgemeinschaften eine verbesserte Möglichkeit, dass jugendlichen Handballer auch in kleineren Vereinen in einer größeren Breite die Entwicklung bis in den Seniorenbereich schaffen!“

„Unsere beiden Vereine haben in der A-Jugend einen Kader von jeweils knapp zehn Spielern – zu wenig, um den Start in der Landesliga zu wagen. So aber können wir unsere Kräfte bündeln und mit einer gemeinsamen Mannschaft antreten, die von der Spielerzahl und der Leistungsstärke gutes Landesliga-Niveau haben sollte“, stellt Rhumetals Jugendkoordinator Frank Scheidemann die entscheidenden Vorteile heraus. „Man muss es einmal ganz realistisch sehen. Beide Teams hätten mit einem derart kleinen Kader große Probleme, eine komplette Saison durchzustehen. Das könnte bedeuten: beide Mannschaften müssten vom Spielbetrieb abgemeldet werden – und mit großer Wahrscheinlichkeit gingen dadurch dem Seniorenhandball wieder acht bis zehn Spieler verloren“, ergänzt Böning-Grebe. Nun aber bietet sich beiden Vereinen die Gelegenheit, ihre jugendlichen Talente bisweilen schon in einer leistungsmäßig anspruchsvollen Seniorenspielklasse antreten zu lassen. Die Topteams beider Clubs spielen in der Verbandsliga, die Reservemannschaften sind in der Regionsoberliga beheimatet.

Böning-Grebe sieht in der Bildung von Mannschafts-Spielgemeinschaften noch weitere Vorteile. „Durch die Bündelung der spielstärksten Talente unserer Region können wir auf lange Sicht gesehen möglicherweise die Standortvorteile der Internatsmannschaften und der Teams aus den wirtschaftsstarken Ballungsräumen ausgleichen. Unsere talentierten Spieler bekommen hier vor Ort die Möglichkeit, in einer starken regionalen Jugendmannschaft in höheren Spielklassen zu spielen. Auch ein Einsatz in den jeweiligen Seniorenteams wäre dann mittels Doppelspielrecht problemlos möglich.“ Der erfahrene Handballlehrer, der aktuell die Verbandsliga-Herrenmannschaft der HSG Plesse-Hardenberg trainiert, wünscht sich daher als nächsten Schritt vom Verband auch die Zulassung von Mannschaftsspielgemeinschaften auf Oberligaebene – und in letzter Konsequenz sogar auf Bundesliga-Ebene. „Wir möchten gern auch in Südniedersachsen hochklassigen Jugendhandball mit gut ausgebildeten Trainern anbieten. Dadurch könnten auch die Top-Talente, die in unserer Region zuhause sind, ihre Karriereleiter weiter erklimmen, ohne dass sie das Elternhaus verlassen und auf ein Internat in einem der größeren Handballzentren wechseln müssten“, sind sich Böning-Grebe und Scheidemann einig.

Trainiert wird die männliche A-Jugendmannschaft der JMSG Plesse-Rhumetal von Matthias Wuttke, der jahrelang als Übungsleiter im weiblichen Jugendbereich der HSG Plesse-Hardenberg tätig war. Unterstützt wird er von den Manschaftsbetreuern  Stefan Kubanek (HSG Plesse-Hardenberg) sowie von Jens Brandt und Thomas Müller von der HSG Rhumetal.  Wuttke zieht nach den ersten Trainingseinheiten ein positives Fazit. „Alle Spieler sind sehr motiviert und ziehen voll mit. Wir wollen vor allem einen attraktiven Handball spielen. Dabei ist es mein Ziel, dass jeder Spieler die Chance bekommt, sich bestmöglich weiterzuentwickeln.“ Über das Saisonziel möchte der selbstständige Rechtsanwalt noch keine detaillierte Aussage machen. „Es bleibt abzuwarten, wie lange es dauern wird, bis sich die Mannschaft zu einer Einheit zusammenfindet. In jedem Fall wäre die direkte Qualifikation für die nächste Landesligasaison ein erstrebenswertes Ziel.“ Wuttke ist sich um den erhöhten Aufwand, den jeder Spieler aufwenden muss, durchaus bewusst. „Wir trainieren abwechselnd in Nörten-Hardenberg und Katlenburg. Doch ich bemerke bei jedem einzelnen Spieler, dass die Motivation, um den höheren Aufwand zu stemmen, vorhanden ist.“

Dietmar Böning-Grebe und Frank Scheidemann sind sich bewusst, dass das Projekt „Jugend-Mannschaftsspielgemeinschaft“ von anderen Vereinen in der Region aufmerksam beobachtet wird. „Wir haben bereits in der Vergangenheit des Öfteren über eine vereinsübergreifende Zusammenarbeit gesprochen. Aber erst jetzt sind uns durch den Beschluss des HVN die Möglichkeiten dazu gegeben worden. Die Spieler behalten darüber hinaus ihr Doppelspielrecht für die Nachwuchsmannschaften (Herrenteams  U23) in ihrer Spielgemeinschaft“, weist Frank Scheidemann auf die verbesserten Förderungsmöglichkeiten hin. „Wir wollen auf lange Sicht hier im Süden etwas aufbauen und einen Gegenpol zu den Stadtvereinen in der Landeshauptstadt, in Hildesheim oder Braunschweig  bilden“, ergänzt Böning-Grebe. „Nächstes Ziel muss es sein, weitere Vereine aus der Region für das Projekt zu gewinnen. Als Endziel könnte vielleicht stehen, dass verschiedene JMSG’s gebildet werden, an denen sich zahlreiche Vereine aus dem südniedersächsischen Raum beteiligen. Dann würde auch das unselige Abwerben von Spielern im Jugendbereich eingeschränkt werden können!“, blicken die Vertreter beider Spielgemeinschaften dem „Projekt JMSG Hardenberg-Rhumetal“ zuversichtlich entgegen.

Charly Gobrecht

 

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